Weinstein erneut schuldig gesprochen – aber nur teils

Michelle Möhring
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Das New Yorker Gericht hat im Februar 2024 ein neues Kapitel im langjährigen Prozess gegen Harvey Weinstein aufgeschlagen. Der 73-Jährige wurde wegen Sexualverbrechen aus dem Jahr 2006 teilweise schuldig gesprochen. Die Geschworenen benötigten mehrtägige Beratungen für ihr komplexes Urteil.

Freispruch gab es in einem Anklagepunkt, während der Vorwurf der Vergewaltigung von 2013 offen bleibt. Dieses Urteil zeigt erneut, wie schwer sich Justiz und Gesellschaft mit solchen Fällen tun – besonders seit Beginn der #MeToo-Bewegung.

Parallel läuft bereits eine 16-jährige Haftstrafe aus Kalifornien. Gesundheitsprobleme des Angeklagten prägten den Prozessverlauf. Ein Fall, der seit 2017 die Öffentlichkeit bewegt.

Das Urteil: Teilweise Schuld in neuem Weinstein-Prozess

Die Jury benötigte mehrere Tage, um ihr Urteil im Fall der sexuellen Übergriffe zu fällen. Das Ergebnis zeigt die Komplexität solcher Verfahren – besonders bei Vorwürfen, die Jahre zurückliegen.

Schuldspruch für Übergriff 2006

Der Angeklagte wurde wegen eines sexuellen Übergriffs an der Schauspielerin Miriam Haley verurteilt. Die Tat geschah 2006, als Haley ihre Karrierechancen mit seiner Hilfe verbessern wollte. Die Jury sah hier eindeutigen Machtmissbrauch.

Freispruch in zweitem Anklagepunkt

Im Fall von Kaja Sokola (2002) gab es dagegen einen Freispruch. Die Beweislage war zu dünn, obwohl ähnliche Vorwürfe vorlagen. Dies unterstreicht die Herausforderungen bei Aussage-gegen-Aussage-Situationen.

Offener Anklagepunkt: Vergewaltigungsvorwurf 2013

Der Vorwurf der Vergewaltigung durch Jessica Mann bleibt ungeklärt. Die Dynamik ihrer Beziehung machte eine klare juristische Einordnung schwer. Experten sprechen von typischen Grauzonen in solchen Fällen.

Die 12-köpfige Jury hatte hitzige Debatten. Weinsteins Gesundheitszustand – er saß im Rollstuhl – spielte eine untergeordnete Rolle. Opferanwälte werten das Urteil als Teilerfolg.

Hintergründe des Neuaufrollens des Prozesses

A dimly lit courtroom in New York City, the scene of a high-profile retrial. The judge's bench stands at the center, illuminated by a warm spotlight, casting shadows across the somber faces of the attendees. The prosecution and defense tables are arranged in an imposing formation, suggesting the gravity of the proceedings. In the background, a large window offers a glimpse of the bustling city skyline, a visual contrast to the weighty atmosphere within. The lighting is dramatic, creating a sense of tension and anticipation as the case unfolds. The camera angle is slightly elevated, providing an objective, yet immersive perspective on the judicial process.

Verfahrensfehler führten zur Wiederaufnahme dieses aufsehenerregenden Prozesses. Das New Yorker Berufungsgericht kippte 2024 das ursprüngliche Urteil – ein seltener Vorgang im US-Justizsystem.

Für viele Beobachter zeigte sich hier, wie komplex solche Verfahren bei historischen Vorwürfen sind. Die Geschworenen im ersten Prozess hatten sich 2020 möglicherweise von nicht zugelassenen Aussagen beeinflussen lassen.

Kassierung des Urteils 2020

Das Berufungsgericht monierte konkret die Zulassung von fünf Zeugenaussagen. Diese betrafen Vorwürfe, die nicht Gegenstand der formellen Anklage waren. Laut juristischen Experten verzerrten diese «Musterzeugen» das Bild der Jury.

Im neuen Verfahren konzentrierte sich das Gericht New York strenger auf die drei Hauptanklagepunkte. «Solche Fehler untergraben die Fairness des Prozesses», hieß es in der Begründung wegen Verfahrensfehlern.

Aussagen der Zeuginnen

Drei Frauen standen diesmal im Mittelpunkt. Ihre Aussagen verdeutlichten das System des angeblichen Machtmissbrauchs in Hollywood. Die Staatsanwaltschaft setzte auf eine kumulative Beweisführung.

Eine neue Zeugin trat im Wiederaufnahmeprozess auf. Sie schilderte ähnliche Erlebnisse wie die Hauptbelastungszeugin Miriam Haley. Dies sollte das Muster untermauern.

Gesundheitszustand des Angeklagten

Während der Verhandlung gab es mehrere Krankenhausaufenthalte. Diabetes und Herzprobleme beeinträchtigten die Verhandlungsfähigkeit. Die Verteidigung argumentierte mit der Haftunfähigkeit.

Letztlich sah das Gericht jedoch keine Hinderungsgründe. Die bereits laufende 16-jährige Strafe aus Kalifornien könnte den 73-Jährigen dennoch Jahren Haft im Gefängnis kosten – unabhängig vom New Yorker Urteil.

Die Rolle des Weinstein-Falls in der MeToo-Bewegung

A powerful portrait of the MeToo movement's impact, captured through a group of determined women standing united against workplace abuse. In the foreground, their faces reflect a range of emotions - anger, defiance, and resolve. The middle ground features a shadowy figure representing the abuser, obscured by the women's collective stance. The background is a somber, muted palette, emphasizing the gravity of the issue. Dramatic chiaroscuro lighting casts dramatic shadows, heightening the sense of tension and struggle. Captured with a medium-format film camera, the image has a timeless, documentary-style quality, conveying the lasting significance of the MeToo movement's fight against power imbalances and misconduct.

2017 markierte einen Wendepunkt – der Fall wurde zum Symbol für Machtmissbrauch. Über 80 Frauen erhoben Vorwürfe und brachen so Hollywoods Schweigemauer. Die #MeToo-Bewegung gewann dadurch globale Schlagkraft.

Initialzündung für globale Debatten

Tarana Burke, Gründerin von #MeToo, betonte:

«Dieser Prozess zeigte, wie Systeme Täter schützen.»

Der Fall wurde zum Katalysator – ähnliche Enthüllungen folgten in Politik und Medien. In Deutschland löste #Aufschrei 2.0 vergleichbare Diskussionen aus.

Reaktionen auf die Urteilsaufhebung 2024

Die Neuauflage des Prozesses sorgte für Empörung. Aktivistinnen kritisierten, das Urteil untergrabe das Vertrauen in die Justiz. «Rückschritte dürfen nicht hingenommen werden», kommentierte eine deutsche #MeToo-Vertreterin.

Aktuelle Bedeutung für die Bewegung

Heute beeinflusst der Fall Gesetzesänderungen – etwa strengere Regeln zu Machtmissbrauch am Arbeitsplatz. Doch die Langzeitfolgen für Opfer bleiben. Viele fordern weiterhin strukturelle Reformen.

Fazit

Für Betroffene bleibt das Urteil ein zwiespältiger Teilerfolg. Der Fall zeigt, wie schwer sich Justiz und Gesellschaft mit historischen Vorwürfen tun.

In New York wurde Weinstein nun teilweise schuldig gesprochen. Parallel läuft seine 16-jährige Haft in Kalifornien. Berufungen könnten den Prozess weiter verlängern.

Der Fall prägt zukünftige Verfahren zu sexuellen Übergriffen. Er beweist: Machtstrukturen in der Unterhaltungsindustrie brauchen weiter Aufmerksamkeit. Für Opfer bleibt der Weg zu Gerechtigkeit oft steinig.

Wofür wurde Harvey Weinstein im neuen Prozess verurteilt?

Das Gericht in New York sprach ihn schuldig wegen sexuellen Übergriffs im Jahr 2006. Ein zweiter Anklagepunkt führte jedoch zum Freispruch.

Warum wurde der ursprüngliche Prozess neu aufgerollt?

Das Urteil von 2020 wurde wegen Verfahrensfehlern aufgehoben. Die Jury hatte damals unzulässige Zeugenaussagen berücksichtigt.

Welche Rolle spielte der Fall für die MeToo-Bewegung?

Die Vorwürfe gegen den Produzenten waren ein Auslöser für globale Debatten über Machtmissbrauch und sexuelle Gewalt in der Filmbranche.

Wie reagierten Betroffene auf das neue Urteil?

Einige Zeuginnen zeigten sich erleichtert über die Teilschuld, kritisierten aber gleichzeitig den Freispruch in einem Anklagepunkt.

Welche gesundheitlichen Probleme hatte Weinstein während des Verfahrens?

Der Angeklagte trat mehrfach mit Herzproblemen und anderen Beschwerden in den Fokus, was zu Verzögerungen führte.

Was bedeutet der Freispruch im zweiten Anklagepunkt?

Die Jury sah keine ausreichenden Beweise für den Vorwurf der Vergewaltigung einer Produktionsassistentin im Jahr 2013.
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