Bei einer Parallelveranstaltung zum Christopher Street Day in Berlin kam es zu massiven Zusammenstößen. Rund 10.000 Menschen nahmen laut Polizeiangaben an der alternativen Demo teil. Die Beamten griffen ein – mit Folgen: 57 Festnahmen und 17 verletzte Einsatzkräfte.
Während die offizielle Hauptveranstaltung mit 80 Trucks unter dem Motto „Nie wieder still“ friedlich verlief, eskalierte die Situation bei der „Internationalist Queer Pride“. Farbbeutel und Flaschen flogen, Fahnenstangen wurden als Waffen eingesetzt.
Erste Hinweise deuten auf eine politische Dimension: Pro-palästinensische Parolen und antikoloniale Symbolik prägten die Demonstration. Wer steckt hinter der Organisation? Und warum spaltete sich die Veranstaltung? Die Hintergründe werfen Fragen auf.
Ausschreitungen bei der Internationalist Queer Pride for Liberation
Rund 800 Menschen versammelten sich in Kreuzberg zu einer Demonstration mit klarer politischer Botschaft. Die Internationalist Queer Pride for Liberation positionierte sich bewusst als Gegenentwurf zum traditionellen CSD – mit Folgen.
Hintergrund der Demonstration in Kreuzberg
Die Veranstalter betonten einen „antikolonialen Freiheitskampf“, wie ein Sprecher erklärte:
„Solidarität kennt keine Grenzen – wir stehen an der Seite unterdrückter Gemeinschaften weltweit.“
Symbolisch untermauert wurde dies durch:
- Kufiya-Tücher als Verweis auf palästinensische Proteste
- Mehrere Palästina-Fahnen im Demonstrationszug
- Rufe gegen „Staatgewalt und Besatzung“
Eskalation der Gewalt: Flaschenwürfe und Angriffe mit Fahnenstangen
Laut Polizei durchbrachen gezielte Flaschenwürfe die Absperrungen. Fahnenstangen wurden als Waffen eingesetzt – 17 Beamte erlitten Verletzungen.
| Aspekt | Offizieller CSD | Queer Pride for Liberation |
|---|---|---|
| Teilnehmende | ~10.000 | ~800 |
| Politische Ausrichtung | LGBTQ+-Rechte | Antikolonialismus |
| Gewaltvorfälle | Keine | 57 Festnahmen |
Bemerkenswert: Während der Polizeibericht von „gezielten Schlägen“ spricht, fehlen Angaben zu verletzten Demonstranten. Eine offene Frage bleibt, wer die Veranstalter konkret unterstützt.
Polizeieinsatz und Festnahmen
Gegen 20 Uhr entschied die Polizei, die Demo am Kottbusser Tor gewaltsam aufzulösen. Ursprünglich sollte die Veranstaltung am Oranienplatz enden. Die Eskalation warf Fragen nach der Verhältnismäßigkeit auf.
17 verletzte Einsatzkräfte und 57 Festnahmen
Laut Behördenangaben erlitten 17 Einsatzkräfte Verletzungen durch Flaschenwürfe und Schläge. „Fahnenstangen wurden als Waffen missbraucht“, teilte die Polizei mit. 57 Personen wurden vorläufig festgenommen.
Die Chronologie des Einsatzes:
- Erste Warnungen nach Farbbeutel-Attacken.
- Körperlicher Zwang bei Blockadeversuchen.
- Räumung mit Großaufgebot ab 20 Uhr.
Begründung der Polizei für die Auflösung
Als Rechtsgrundlage nannte die Polizei die Paragrafen 113 und 114 StGB (Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte). GDP-Chef Jendro forderte schärfere Konsequenzen:
„Gewalttäter müssen schneller abgeschoben werden können.“
Kritik kam von Menschenrechtsgruppen: Sie zweifelten an der Notwendigkeit der Maßnahmen. Die Polizei betonte dagegen, die Einsatzkräfte hätten sich gegen „gezielte Angriffe“ verteidigt.
Politische Reaktionen und Stimmen
Die politischen Reaktionen auf die Ereignisse des Christopher Street Day in Berlin zeigen tiefe Gräben. Während einige ein robustes Vorgehen fordern, kritisieren andere die Einschränkung der Versammlungsfreiheit.
Stellungnahme des Berliner Bürgermeisters Kai Wegner
Kai Wegner (CDU) äußerte sich deutlich auf Welt TV: „Gewalt gegen Einsatzkräfte ist nie hinnehmbar. Wir werden konsequent handeln.“ Sein Bezug auf die Demonstranten war unmissverständlich: Null Toleranz für Angriffe auf Polizisten.
Kritiker werfen ihm vor, mit dieser Rhetorik die Debatte zu polarisieren. Die rund 800 Teilnehmer der alternativen Demo sehen sich pauschal unter Generalverdacht gestellt.
Kritik der Polizeigewerkschaft GDP
Die Gewerkschaft der Polizei (GDP) geht weiter: Sie fordert beschleunigte Asylverfahren für Gewalttäter. „Wer unsere Regeln bricht, muss mit Konsequenzen rechnen“, so ein Sprecher.
Hintergrund ist die Forderung nach Änderungen im Migrationsrecht. Ariel Elbert von Keshet Deutschland warnt jedoch vor pauschalen Urteilen: „Queere Räume dürfen nicht zu Orten des Antisemitismus werden.“
Fazit: Zwischen Solidarität und Gewalt – die gespaltene Queer Pride
Die Ereignisse in Berlin werfen ein Schlaglicht auf die Spannungen innerhalb der Community. Während die Demonstration friedlich begann, endete sie in einer Zerreißprobe zwischen politischer Solidarität und Gewalt. Laut DPA-Reporter herrschte eine „aufgeheizte Stimmung“, die historisch einmalig sei.
Kritisch bleibt die Frage, ob queere Räume für den Nahost-Konflikt instrumentalisiert wurden. Die Einsatzkräfte sahen sich mit unerwarteter Aggression konfrontiert. Ariel Elbert von Keshet Deutschland warnt: „Regenbogenfahnen mit Davidstern wurden gezielt ausgegrenzt.“
Für die Zukunft steht ein Sicherheitsparadoxon im Raum: Mehr Schutzbedarf könnte Repressionsvorwürfe verstärken. Die rund 800 Menschen der alternativen Demo zeigen, wie tief die Gräben verlaufen – und wie schwer der Ausgleich wird.