Seit dem 30. Juli 2024 verzichtet Vebjørn Bjelland Berg (29) auf feste Nahrung. Der Norweger, der das Massaker von Utøya überlebte, setzt nun sein Leben ein, um die Regierung zum sofortigen Ausstieg aus der Öl- und Gasproduktion zu zwingen. Nur Wasser und flüssige Vitamine hält ihn am Leben.
Bergs Protest erinnert an Greta Thunbergs Schulstreik 2018. Doch sein Schild in Stavangers Innenstadt zeigt eine deutliche Botschaft: „Wir wissen seit 40 Jahren von der globalen Erwärmung.“ Dieser radikale Schritt unterstreicht die Dringlichkeit seines Ziels.
In einem Interview mit „Aftenposten“ erklärt Berg: „Ich kann diese Chance nicht ungenutzt lassen – nicht, wenn ich weiß, was ich weiß.“ Seine Aktion ist nicht nur ein Appell an die Regierung, sondern auch eine direkte Konfrontation mit seinem Cousin, dem Klimaminister Andreas Bjelland Eriksen.
Bergs Hungerstreik ist ein extremes Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen. Doch er zeigt, wie weit Menschen gehen, um den Planeten zu retten. Seine Geschichte ist ein Weckruf für uns alle.
Vebjørn Bjelland Berg: Ein Überlebender kämpft für die Zukunft
Das Jahr 2011 markierte einen Wendepunkt im Leben von Vebjørn Bjelland Berg. Als einer der Überlebenden des Utøya-Massakers, bei dem 69 Jugendliche getötet wurden, wurde sein Leben für immer verändert. Seine Mutter sagte einmal: „Ich habe einen Jungen ins Camp gebracht – und einen anderen zurückbekommen.“ Diese Worte spiegeln die tiefen psychologischen Auswirkungen des Traumas wider.
Das Massaker von Utøya und seine Folgen
Das Trauma von Utøya prägte Bergs Weltsicht nachhaltig. Er sieht heute das Böse von damals in Politikern, die die Klimakrise ignorieren. „Das Böse von Utøya erkenne ich heute in Politikern, die die Klimakrise ignorieren“, erklärt er. Diese düstere Perspektive trieb ihn dazu, sich für den Schutz des Planeten einzusetzen.
Vom politischen Aktivisten zum Klimakämpfer
Bergs politische Sozialisation begann in der Parteijugend der Arbeiterpartei, gemeinsam mit seinem Cousin Andreas Bjelland Eriksen. Doch sein Engagement entwickelte sich weiter. Von parteinaher Arbeit wechselte er zu radikalem Aktivismus bei Extinction Rebellion. Dieser Schritt zeigt seinen Übergang von einem politischen Aktivisten zu einem entschlossenen Klimakämpfer.
Sein aktueller Hungerstreik ist ein weiteres Zeichen seines unermüdlichen Einsatzes. Medizinische Experten warnen jedoch vor den gesundheitlichen Risiken, insbesondere im Kontext seiner früheren Traumata. Dennoch bleibt Berg entschlossen, seine Botschaft an die Menschen und die Regierung zu senden.
Der Hungerstreik fürs Klima: Eine radikale Form des Protests

Mit seinem radikalen Schritt stellt Berg die norwegische Regierung vor eine schwierige Entscheidung. Sein Protest ist nicht nur ein Appell, sondern eine direkte Konfrontation mit der aktuellen Klimapolitik. Bergs Forderungen sind klar und unmissverständlich.
Bergs Forderungen an die norwegische Regierung
Berg verlangt den sofortigen Stopp aller Ölbohrungen in der Nordsee. Diese Forderung stellt Norwegen vor ein wirtschaftliches Dilemma. Denn die Öl- und Gasproduktion macht 20 % der nationalen Wirtschaftsleistung aus.
„Ich hoffe, die Regierung redet mit mir – und dass ich ihn vielleicht umstimmen kann“, erklärt Berg. Sein Ziel ist es, Norwegen bis 2030 vollständig zu dekarbonisieren. Ein ambitioniertes Vorhaben, das die Regierung unter Druck setzt.
Die Rolle der Familie: Ein Cousin als Umweltminister
Bergs Protest hat auch eine persönliche Dimension. Sein Cousin, Andreas Bjelland Eriksen, ist Norwegens Umweltminister. Bislang hat sich Eriksen nicht öffentlich zu Bergs Aktion geäußert.
Dieser Familienkonflikt wird von Berg strategisch genutzt. Der öffentliche Druck auf seinen Cousin soll die Regierung zum Handeln bewegen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Taktik Erfolg hat.
- Sofortiger Stopp aller Ölbohrungen in der Nordsee.
- Wirtschaftliche Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen vs. Klimaziele.
- Familienkonflikt als Mittel, um öffentlichen Druck zu erzeugen.
Hungerstreiks im globalen Kontext: Von Norwegen nach Deutschland

Wolfgang Metzeler-Kick setzte in Berlin ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz. Sein 92-tägiger Protest endete erst nach einem Kreislaufkollaps. Seine Forderung an Olaf Scholz: Die Klimakatastrophe als existenzielles Risiko öffentlich einzugestehen.
Wolfgang Metzeler-Kick und der Berliner Hungerstreik
Der Berliner Aktivist begann seinen Protest mit flüssiger Nahrung, wechselte jedoch später zum „trockenen“ Hungerstreik. Diese radikale Methode sollte die Politik zum Handeln zwingen. Doch die Reaktion von Olaf Scholz blieb unbefriedigend: „Der menschengemachte Klimawandel ist die größte Herausforderung.“
Nach 92 Tagen musste Metzeler-Kick aufgeben. Medizinische Experten warnten vor bleibenden Organschäden. Sein Einsatz zeigt jedoch, wie weit Menschen gehen, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Proteste
Während Vebjørn Berg in Norwegen den Ölausstieg fordert, konzentriert sich Metzeler-Kick auf symbolische Politik in Deutschland. Beide nutzen extreme Methoden, doch ihre Taktiken unterscheiden sich deutlich.
| Aspekt | Vebjørn Berg | Wolfgang Metzeler-Kick |
|---|---|---|
| Fokus | Ölausstieg in Norwegen | Symbolpolitik in Deutschland |
| Dauer | Laufend | 92 Tage |
| Medizinische Risiken | Hohe Gefahr | Kreislaufkollaps |
| Öffentliche Wahrnehmung | Medienecho in Norwegen | Debatte über „Erpressung“ |
Beide Proteste zeigen, wie radikale Maßnahmen die Klimadebatte prägen. Doch sie werfen auch Fragen nach den Grenzen des Aktivismus auf.
Fazit: Die Bedeutung des Hungerstreiks für die Klimabewegung
Experten sehen Hungerstreiks als letztes Mittel, um Aufmerksamkeit für globale Krisen zu schaffen. Vebjørn Bergs Protest könnte die norwegische Klimapolitik vor der Parlamentswahl im September entscheidend prägen. Doch wirft seine Aktion auch ethische Fragen auf: Dürfen Menschen ihr Leben riskieren, um Politiker zum Handeln zu zwingen?
Historisch gesehen haben radikale Protestformen wie die der Suffragetten oder Gandhis gewaltfreier Widerstand oft langfristige Veränderungen bewirkt. Bergs Einsatz erinnert daran, dass extreme Maßnahmen manchmal notwendig sind, um auf „unsichtbare“ Krisen hinzuweisen. Ein Kommentar der taz bringt es auf den Punkt: „Die Stunde derjenigen, die die Welt vor der Überhitzung bewahren wollen, wird kommen.“
In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Bergs Kampf als Weckruf für die Klimapolitik dient. Seine Geschichte ist ein Appell an alle, die noch zögern. Denn bei weiterer Untätigkeit der Regierungen, auch des Bundeskanzlers, könnte die Radikalisierung der Klimabewegung zunehmen.

