Ein Hauch von Nostalgie liegt in der Luft, wenn man an Sean Connerys Rückkehr als James Bond denkt. Nach zwölf Jahren Pause schlüpfte er 1983 erneut in die Rolle des berühmten Agenten – doch diesmal außerhalb der offiziellen EON-Reihe. Ein Comeback, das Fans weltweit elektrisierte.
Der Film entstand als Remake von «Feuerball» (1965) und wurde mit einem Budget von 36 Millionen USD produziert. Trotz der Konkurrenz zu Roger Moores «Octopussy» spielte er stolze 160 Millionen USD ein. Ein Erfolg, der zeigt: Connery war und blieb Bond.
Der Titel verrät schon die Ironie: Ursprünglich hatte der Schauspieler erklärt, nie wieder als 007 auftreten zu wollen. Doch manchmal ändern sich Pläne – zum Glück für alle Liebhaber des Kultspions.
Einleitung: Ein besonderer Bond-Film
Nicht jeder James Bond-Film trägt das offizielle EON-Siegel. Sag niemals nie ist das einzige Remake der Reihe – abgesehen von der Parodie Casino Royale (1967). Ein Werk mit eigenem Charme, aber ohne typische Markenzeichen.
Fans vermissen hier die Gun Barrel Sequence und das ikonische Bond-Theme. Auch Qs technische Spielereien fehlen. Stattdessen setzt der Film auf eigene Akzente, wie das Domination-Spiel oder den Jetpack-Einsatz.
Hintergrund ist ein juristisches Kuriosum: Produzent Kevin McClory gewann die Rechte an Feuerball nach langem Streit mit EON. So entstand eine Art Parallelwelt zu Roger Moores Octopussy, die im selben Jahr lief.
«Connerys Rückkehr war ein Statement – trotz aller Hindernisse.»
Der Film festigte Connerys Legacy als James Bond. Er zeigte, dass der Charakter auch ohne Franchise-Elemente funktioniert. Ein Experiment, das bis heute polarisiert.
Die turbulente Entstehungsgeschichte
Sean Connerys Rückkehr als Bond hing an einem seidenen Faden. Der Film war nicht nur ein Remake, sondern auch das Ergebnis eines 17-jährigen Rechtsstreits. Hinter den Kulissen kämpften Juristen, Produzenten und der Star selbst um jede Szene.
Rechtsstreitigkeiten und Produktionshintergründe
Kevin McClory, Co-Autor des «Feuerball»-Drehbuchs, sicherte sich 1965 die Rechte am Stoff. Gegen Cubby Broccoli und Harry Saltzman von EON Productions führte er einen epischen Kampf. Erst 1982 durfte er sein eigenes Bond-Projekt starten – mit Connery als Zugpferd.
Die Dreharbeiten begannen am 27. September 1982 auf den Bahamas. Das Budget von 36 Millionen USD sprengte alle Erwartungen. Selbst Regisseur Richard Donner sagte ab – ein Risiko für McClory.
Warum Connery doch nochmal Bond spielte
Für Connery war es eine Frage der Kontrolle. Er erhielt nicht nur 3 Millionen USD Gage, sondern auch 15% der Bruttoeinnahmen. Zudem durfte er am Drehbuch mitwirken. Ein Deal, den EON nie angeboten hätte.
Der Kampf mit EON Productions
EON versuchte alles, um den Film zu sabotieren. Sie brachten «Octopussy» zeitgleich heraus und starteten eine aggressive Marketing-Kampagne. Doch «Sag niemals nie» bewies: Auch ohne Q und Bond-Theme konnte Connery überzeugen.
Kriterium | «Sag niemals nie» (1983) | «Octopussy» (1983) |
---|---|---|
Produktionsbudget | 36 Mio. USD | 27,5 Mio. USD |
Drehorte | Bahamas, Südfrankreich | Indien, Deutschland |
Box-Office | 160 Mio. USD | 187 Mio. USD |
«McClorys Sieg war ein Präzedenzfall – plötzlich konnte Bond außerhalb von EON existieren.»
Handlung: SPECTREs nukleare Erpressung
SPECTREs finsterer Plan fordert 007 erneut heraus. Diesmal geht es um zwei gestohlene Atomsprengköpfe, die als Druckmittel für ein gigantisches Lösegeld dienen. Der Agent muss nicht nur seine Lizenz zum Töten unter Beweis stellen, sondern auch einen persönlichen Rachefeldzug führen.
Zusammenfassung der Hauptstory
SPECTRE-Chef Maximilian Largo entführt die Waffen und fordert 25% der globalen Erdölreserven – codiert als «Tränen Allahs». Bonds Mission führt ihn von einem Sanatorium auf den Bahamas nach Monaco und schließlich in eine nordafrikanische Unterwassergrotte. Der Plan ähnelt Feuerball, doch mit moderneren Mitteln: Iris-Scan-Manipulation ersetzt hier die klassische Doppelgänger-Strategie.
Bonds ungewöhnlicher Einstieg
Der Film beginnt im Shrublands Health Clinic, wo sich Bond von Altersbeschwerden erholt. Die Sanatoriums-Szenen symbolisieren Connerys gereifte Version des Agenten: weniger athletisch, aber strategisch überlegen. Ein Laser-Gadget in seiner Uhr und ein Sprengstift zeigen, dass auch ohne Q-Technik Action garantiert ist.
Die Jagd nach den Atomsprengköpfen
Highlights der Mission:
- Palmyra-Flucht: Bonds Flucht mit Domino auf der Yamaha XJ 650 Turbo.
- Casino-Konfrontation: Ein psychologisches Duell mit Largo im Monte Carlo.
- Unterwassergrotte: Die «Tears of Allah»-Höhle als Versteck der Sprengköpfe.
Im Vergleich zu Feuerball ersetzt Petachi den Piloten Derval, und Dominos Rolle wird emotional vertieft.
«Connerys Bond kämpft hier nicht nur gegen SPECTRE, sondern auch gegen sein Alter – das macht den Film einzigartig.»
Produktionsdetails und Besonderheiten
Hinter den Kulissen des Films verbargen sich technische Meisterleistungen und ungewöhnliche Abstriche. Never Say Never Again entstand unter besonderen Bedingungen – ohne das klassische Bond-Universum, aber mit umso ambitionierteren Ideen.
Drehorte und Dreharbeiten
Die Luxusyacht Nabila des saudischen Geschäftsmanns Adnan Khashoggi diente als Largos schwimmende Basis. Mit 85 Metern Länge war sie einer der teuersten Drehorte der Filmgeschichte.
Das französische Fort Carré in Antibes verwandelte sich in Palmyra – eine fiktive Karibikinsel. Kameramann Douglas Slocombe («Indiana Jones») nutzte natürliches Licht für authentische Actionsequenzen.
Die fehlenden Bond-Elemente
Fans vermissten ikonische Markenzeichen:
- Keine Gun Barrel Sequence im Vorspann
- Kein Q mit technischen Gadgets
- Kein traditionelles Bond-Theme von John Barry
Die deutsche Fassung schnitt sogar Szenen wie Bonds Reaktivierung im Sanatorium oder die U-Boot-Dusche.
Michel Legrands ungewöhnlicher Soundtrack
Der französische Komponist lieferte 26 Titel mit Tango-, Jazz- und Karibikeinflüssen. Sein Stil unterschied sich radikal von John Barrys orchestralem Ansatz.
«Legrand schuf einen Bond-Soundtrack ohne James Bond – das war mutig und polarisierend.»
Der Titelsong löste Kontroversen aus: Zunächst sollte Phyllis Hyman singen, doch die Version von Lani Hall (Ehefrau von Herb Alpert) setzte sich durch. Der Titel «Never Say Never» wurde zum ironischen Motto des ganzen Projekts.
Diese Produktionsentscheidungen machen den Film zu einem einzigartigen Experiment – weder Remake noch typischer Bond, aber ein faszinierendes Zeitdokument.
Die Starbesetzung und ihre Rollen
Die Besetzung von Sag niemals nie vereint Hollywood-Glanz mit europäischer Schauspielkunst. Jeder Darsteller brachte eine einzigartige Note in den Film – von Connerys gereiftem 007 bis zu Brandauers unvergesslichem Bösewicht.
Sean Connerys gereifter 007
Mit 52 Jahren kehrte Sean Connery als ältester Bond der Geschichte zurück. Sein Auftritt war physisch anspruchsvoll: Ein Ex-Marine trainierte ihn für die Action-Szenen. Trotzdem spielte er bewusst eine menschlichere Version des Agenten – müde, aber weise.
Sein Charakter zeigte Altersspuren, etwa im Sanatorium oder beim Domination-Spiel gegen Largo. Ein Kontrast zu Roger Moores zeitgleich lässigem Auftritt in Octopussy.
Klaus Maria Brandauer als Maximilian Largo
Der österreichische Star Klaus Maria Brandauer verlieh dem Schurken Largo psychologische Tiefe. Sein Method Acting sorgte für Spannung: Er probierte deutsche und englische Dialoge, behielt aber seinen markanten Akzent.
Besonders eindrucksvoll war die Casino-Szene, wo er Bonds Nerven mit einem Tintenfisch-Kampf testete. Maria Brandauers Performance gilt bis heute als eine der vielschichtigsten Bond-Gegner.
Kim Basinger und Barbara Carrera als Bond-Girls
Kim Basinger (Domino) nutzte die Rolle als Sprungbrett für ihre Karriere. Ihre chemische Reaktion mit Connery war spürbar – besonders in der Motorrad-Flucht.
Barbara Carrera spielte Fatima Blush, eine Femme Fatale mit feministischen Untertönen. Ihre Figur war mehr als nur Dekoration: Sie führte Regeln ein und starb durch eigene Arroganz.
Besetzungskuriositäten
Der Film bot einige Überraschungen:
- Erster schwarzer Felix Leiter: Bernie Casey brach Klischees.
- Rowan Atkinson als Nigel Small-Fawcett – ein Vorgeschmack auf Mr. Bean.
- Valerie Leon in einer Doppelrolle, nachdem sie bereits in Der Spion, der mich liebte auftrat.
«Brandauers Largo war kein cartoonhafter Bösewicht, sondern ein echtes Gegenstück zu Connerys Bond – das machte den Konflikt fesselnd.»
Unterschiede zu «Feuerball»
Was unterscheidet den Klassiker Feuerball von seiner modernen Neuinterpretation? Das Remake von 1983 behält die Grundzüge von Ian Flemings Vorlage bei, setzt aber bewusst neue Akzente – von der Technik bis zur Gesellschaftskritik.
Story-Vergleiche
Während «Feuerball» auf Plastikchirurgie als Verbrecherwerkzeug setzte, modernisierte das Remake den Plot: Largo nutzt Heroinabhängigkeit zur Erpressung. Auch die Technik wurde aktualisiert – Computer ersetzen Karten-Tische, und Bonds Gegner Jagt Dr. agiert mit digitalen Mitteln.
Stilistische Unterschiede
Der Kalte Krieg der 1960er weicht einer 80er-Jahre-Ästhetik. Domino (Kim Basinger) ist kein passives Opfer mehr, sondern kämpft aktiv mit. Selbst die Musik bricht Konventionen: Michel Legrands Jazz-Experimente kontrastieren John Barrys orchestralen Stil.
Warum es mehr als ein Remake ist
Mit einem Budget von 36 Millionen USD (vs. 9 Millionen USD 1965) inszenierte der Film Bond als zeitgemäßen Actionhelden. Zeitgenossen kritisierten die Abweichungen, doch heute gilt er als mutige Neuinterpretation – kein bloßes Remake, sondern ein eigenständiges Kapitel der Bond-Legende.
«Connerys Bond wirkt hier nicht wie ein Retro-Held, sondern wie eine Antwort auf die 80er – das macht den Unterschied.»
Rezeption und Vermächtnis
Die Rezeption von Never Say Never Again zeigt ein polarisiertes Bild. Während einige den Film als erfrischendes Bond-Experiment feierten, kritisierten andere die Abweichungen vom Franchise-Standard. Bis heute bleibt sein Vermächtnis ein Diskussionsthema unter Fans.
Kinokassen-Erfolg
Das Box-Office-Duell mit Octopussy war legendär. Trotz geringerem Budget spielte niemals nie weltweit 160 Millionen USD ein. Roger Moores Film lag mit 187 Millionen USD knapp vorn.
Kriterium | Never Say Never Again | Octopussy |
---|---|---|
Produktionskosten | 36 Mio. USD | 27,5 Mio. USD |
IMDb-Bewertung | 6,1/10 | 6,5/10 |
Metascore | 68 | 75 |
Kritische Bewertungen
Das Lexikon des internationalen Films lobte Connerys «gereifte Performance». Rolling Stone dagegen monierte die fehlenden Franchise-Elemente. Die 007 Magazine-Rangliste platzierte den Film 2012 auf Platz 22 von 24.
«Ein Bond-Film ohne Q ist wie ein Martini ohne Olive – gewagt, aber nicht für jeden.»
Der Film heute
Die 4K-Restaurierung 2023 belebte die Debatte neu. Der Extended Cut enthüllte bisher ungesehene Szenen. Sammler schätzen heute Limited Steelbooks, während Original-Prints zu Raritäten wurden.
- Streaming-Ära: Neue Generation entdeckt den Film auf Plattformen.
- Einfluss: Casino Royale (2006) zitierte Largos Casino-Szene.
- Kultstatus: Besonders die Domination-Szene gilt als Ikone.
Fazit
Ein besonderes Kapitel der James Bond-Geschichte schließt sich mit diesem Film. Connerys Rückkehr als 007 mit 53 Jahren setzte Maßstäbe – selbst Roger Moore übertraf ihn erst später. Die juristischen Wirren um die Rechte endeten 1997 mit MGMs Kauf, doch der künstlerische Mut bleibt unvergessen.
Für Cineasten lohnt der Director’s Cut: Er zeigt den Bond 007 als Experiment zwischen Tradition und 80er-Jahre-Charme. Die Domination-Szene oder Largos Casino-Duell sind heute Kultmomente.
Connerys Legacy lebt weiter – nicht als Nostalgie, sondern als Beweis, dass der Charakter auch ohne Franchise-Korsett funktioniert. Never Say Never bleibt ein faszinierender Grenzgänger, der bis heute Debatten über Remakes und künstlerische Freiheit befeuert.