Was treibt zwei junge Frauen dazu, sich einer kriminellen Vereinigung anzuschließen – und sogar Gewalt gegen mutmaßliche Rechtsextremisten auszuüben? Die Geschichte von Nele A. und Emilie D. wirft Fragen auf, die über Einzelschicksale hinausgehen.
Seit April 2022 stehen die 23-Jährigen unter Verdacht, an Angriffen beteiligt gewesen zu sein. Die Anklage listet schwerwiegende Vorwürfe: versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und Mitgliedschaft in einer Vereinigung mit kriminellen Zielen.
Ihre Festnahmen im Februar 2023 in Ungarn sorgten für Schlagzeilen. Der Staatsschutzsenat untersucht nun, welche Rolle sie im Umfeld der Gruppe spielten. Wie tief sind sie verstrickt – und was sagt das über die Radikalisierung junger Menschen?
Die Hammerbande Linksextremen: Wer steckt dahinter?
Ein Netzwerk mit internationalen Verbindungen steht im Fokus. Die Gruppe, die seit 2018 aktiv ist, operierte zunächst regional in Sachsen. Heute reichen ihre Taten bis nach Ungarn.
Ursprünge und Ziele der Gruppe
Ihre Wurzeln liegen in Leipzig, wo sie als lokale Vereinigung gegen Rechtsextremisten begann. Schnell weiteten sich die Aktionen aus:
- Von Sachsen in fünf Bundesländer
- Internationale Kooperationen mit ähnlichen Netzwerken
- Gewalt als Mittel gegen Neonazis
Bekannte Mitglieder und Strukturen
Die Beschuldigten rekrutierten sich oft aus Studentenkreisen. Lina E., 2023 verurteilt, gilt als Schlüsselfigur. Die Organisation arbeitet in Zellen:
Eine Kerngruppe koordiniert, während Untergliederungen wie „Antifa-Ost“ eigenständig handeln. Das Oberlandesgericht untersucht nun ihre Finanzierung.
Die Vorwürfe gegen Nele und Emilie
Konkrete Beschuldigungen zeigen ein Muster gezielter Gewaltaktionen. Die Ermittlungsakten dokumentieren mehrere Angriffe zwischen 2022 und 2023, bei denen Personen aus dem rechten Spektrum gezielt attackiert wurden.
Angriffe auf mutmaßliche Rechtsextreme in Deutschland
Am 23. April 2022 koordinierte die Gruppe Überfälle auf „Thor Steinar“-Läden in vier Städten. Besonders brutal verlief der Doppelüberfall in Erfurt am 12. Januar 2023:
- Emilie D. soll laut Anklage mit Schlagstöcken auf die Opfer eingeschlagen haben
- Die Täter lauerten ihren Zielpersonen systematisch auf
- Schwerste Verletzungen wie Schädelbrüche wurden dokumentiert
Zeugenaussagen beschreiben einen brutalen Modus Operandi: Die Angreifer zielten gezielt auf den Kopf, um maximale Wirkung zu erzielen.
Die Gewalttaten in Budapest im Februar 2023
Vom 9. bis 11. Februar 2023 eskalierten die Aktionen im ungarischen Umfeld. Die Gruppe jagte dort mutmaßliche Neonazis:
- International koordinierte Angriffe mit lokalen Aktivisten
- Mehrere Opfer erlitten bleibende psychische Traumata
- Überwachungsvideos zeigen die Beteiligung der Beschuldigten
Die Beweislage in diesem Fall gilt als besonders umfangreich. Neben Videoaufnahmen liegen auch forensische Spuren vor, die auf die Tätergruppe verweisen.
Der Prozess und die Kritik an der Bundesanwaltschaft
Die juristische Aufarbeitung der Vorwürfe wirft Fragen zur Verfahrensführung auf. Experten hinterfassen, warum der Fall trotz Thüringen-Bezug vom Oberlandesgericht Dresden nach Düsseldorf verlegt wurde. Hintergründe dazu sind unklar.
Anklagepunkte und rechtliche Schritte
Die Bundesanwaltschaft wirft den Beschuldigten schwere Straftaten vor. Die Anklageschrift listet unter anderem:
- Versuchter Mord bei Angriffen mit Schlagstöcken
- Gefährliche Körperverletzung in mindestens vier Fällen
- Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung
Vorwurf | Juristische Bewertung |
---|---|
Tötungsvorsatz | Umstritten, da Opfer überlebten |
Internationale Koordination | Schwer nachweisbar |
Kritik der Verteidigung
Rechtsanwälte der Personen kritisieren die Ungleichbehandlung.
«In Ungarn gelten die Taten als einfache Körperverletzung, hier wird Mord konstruiert»,
so ein Verteidiger. Weitere Punkte:
- Soziales Umfeld der Angeklagten als Entlastungsargument
- Politische Symbolik des Gerichtsstandorts Düsseldorf
Der Prozess könnte bis zu drei Jahre dauern – ein Marathon für alle Beteiligten.
Fazit
Politisch motivierte Gewalt steht im Zentrum der gesellschaftlichen Debatte. Die Beweislage im Prozess ist umfangreich, doch Fragen zur internationalen Vernetzung der Gruppe bleiben offen. Kritiker sehen Parallelen zu historischen Fällen militanter Vereinigungen.
Der Fall zeigt: Radikalisierung entsteht oft im Umfeld ideologischer Echokammern. Wie Analysen nahelegen, könnte die Gewalteskalation Teil eines größeren Radikalisierungsmusters sein.
Die Urteile werden Signalwirkung haben – nicht nur für die Personen, sondern für die gesamte Szene. Bleibt zu hoffen, dass die Justiz hier klare Grenzen setzt.